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AutorenbildKo Matsushita

Was sind die wichtigsten Dinge für das Chordirigieren?

Wenn man Chordirigieren lehrt, muss man den Studenten zuerst die notwendigen Voraussetzungen zum Dirigieren beibringen, bevor man sich mit Technik befasst. Besonders die Fähigkeit, zwischen Noten zu unterscheiden … und Solmisation und die Fähigkeit, Musik zu analysieren … muss eingehend gelehrt werden, genauso wie kompositorische Fertigkeiten wie Harmonielehre. Gehörbildung ist ein Muss, und den Dirigierstudenten, die die einzelnen Chorstimmen nicht klar und deutlich hören können, sollte nahegelegen werden, daranzu arbeiten. Aber leider gibt es immer noch viele Chordirigenten in unserem Land, die “schlechte Ohren” haben.

Das Folgende ist eine kurze Liste von Inhalten, die ganz spezifisch als Grundfertigkeiten gelehrt werden sollten,

  1. Vom-Blatt-Singen: … Wichtiger als blind irgendwelche Tonhöhen und Rhythmen perfekt zu singen, ist es beim Singen zu verstehen, welche Harmonien zur Melodie gehören und wie Modulationen fortschreiten. Die Studenten sollten mit einem durch die Tonarten beweglichen Solmisationssystem singen können und sich bewusst sein, woher die Modulation kommt und wohin sie führt, wie man das Do/die Tonika so verändert, dass es leichter ist zu singen. Eine Stimme eines vierstimmigen Chorals zu singen und die anderen Stimmen zu spielen, z.B. zu singen und dazu Klavier zu spielen, hilft dem Dirigenten auch.

  2. Gehördiktat: … Es sollte ein größerer Wert auf das Diktat von zwei- und dreistimmiger Polyphonie und vierstimmigen Chorälen gelegt werden als auf einzelne Melodien. Es ist wichtig, die Aufgabe nach dem Aufschreiben auch praktisch auszuführen.

  3. Harmonielehre: … Wenn man ein Stück analysiert, ist die Kenntnis der Harmonielehre absolut notwendig. Der Chordirigent muss auch in der Lage sein Musik zu arrangieren. Es ist jedenfalls unmöglich, ohne Kenntnis der Harmonielehre zu arrangieren.

  4. Wissen über die Stimmung: … Es ist wichtig, die Theorie hinter der Bildung von schönen Akkorden und Melodien zu kennen, außerdem ein feines Gehör, aber auch ein Verständnis der Theorie zu haben.


Außer der Vermittlung obiger Inhalte unterrichte ich eine exakte Schlagtechnik als Chorleitungsmethode und ich lege besonderen Wert auf folgende Punkte.

1.  Grundstellung des Dirigenten

a) Grundposition beider Arme

b) Bewegungsradius beider Arme (Haltung und Gebrauch der Arme, die für den Sänger leicht zu sehen sind)

c) Funktion jedes Arms

2.  Wie man den Beginn einer Phrase anzeigt (verschiedene Einsätze)

a) Gestik

b) Mimik, Blickrichtung

3.  Wie man dem Chor polyphone Stimmführung in der Renaissance anzeigt

4.  Wie man klassische und romantische Musik dirigiert

 

Obwohl viele moderne Stücke schwer zu notieren sind und Talent beim Dirigieren verlangen, bin ich davon überzeugt, dass man die Musik der frühen Renaissance, Klassik und Romantik verstehen und ausdrücken können muss und dass moderne Musik aus der Anwendung jener Musiktraditionen entspringen sollte.

Ich glaube auch, dass ein zu großer Schwerpunkt auf die Entwicklung der Individualität im Lernstadium nicht sehr förderlich ist, weil es um die Aneignung von Grundfertigkeiten geht.

Ich möchte lieber, dass die Studenten zuerst die Grundfertigkeiten genau und sicher beherrschen und dann ihre Individualität in vollem Umfang ausbilden. 

Schließlich möchte ich mit Nachdruck feststellen, dass es beim Erlernen der Chorleitung auch sehr wichtig ist, das Verständnis für die Volksmusik und die Musiktraditionen seines eigenen Landes zu vertiefen.

Im Grunde genommen glaube ich, dass Chorleiter in ihren Heimatländern aktiv sein sollten, weil es ihre Beschäftigung von ihnen verlangt, zum Erbe und zur Weiterentwicklung ihrer Volksmusik and traditionellen Musik beizutragen.


Prof. Ko Matsushita ist Komponist und Chordirigent. 1962 in Tokio geboren und aufgewachsen, ist Matsushita Chordirigent und künstlerischer Leiter von 15 Chören, welche oft eingeladen werden, um nicht nur in Japan, sondern auf der ganzen Welt aufzutreten. Sie haben auch exzellente Konzerte in Chorkreisen gegeben und Preise bei internationalen Wettbewerben gewonnen. Matsushita ist ein produktiver und erfolgreicher Komponist und Arrangeur. Seine Werke werden auf der ganzen Welt aufgeführt. Seine Kompositionen haben verschiedene Stile, darunter Werke, die auf traditioneller japanischer Musik basieren, Messen, Motetten, Etüden für Chor, etc. Sein Werk wurde umfassend publiziert in Japan, Europa und den USA, unter anderem bei Edition KAWAI Tokyo, Edition ICOT Tokyo, Carus-Verlag Stuttgart, SULASOL Helsinki. 2005 wurde Matsushita mit dem “Robert Edler Preis für Chormusik” ausgezeichnet. Erst 2019 hielt er den Eröffnungsvortrag beim Internationalen Kodály Symposium (Kuching, Malaysia). Er ist aktuell Hauptgeschäftsführer der International Choral Organization von Tokio, musikalischer Direktor des Internationalen Chor-Festivals in Karuizawa, des Internationalen Chorwettbewerbs in Tokio und des Japanischen Internationalen Chorkompositionswettbewerbs, Ehrenmitglied des Nationalen Verbandes Italienischer Chorleiter, Gründungsmitglied des Asiatischen Chorverbandes, Mitglied des Welt-Chorrates. Des Weiteren ist er Gastprofessor am Kobe College.

 

Übersetzt aus dem Englischen von Barbara Schreyer, Deutschland





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